Die Frage, wann die Geschichte Deutschlands beginnt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Unter Historikern gibt es zu dieser Fragestellung unterschiedliche Erklärungsansätze. Wenn man die Entwicklung einer eigenen Sprache in Abgrenzung zu anderen Völkern als Indiz für die Entstehung einer neuen Volksgruppe anerkennt, beginnt die Geschichte Deutschlands mit den Urgermanen. Die Urgermanen gingen aus einer losen Gruppe an Nomadenstämmen hervor, die um 500 vor Christus im nördlichen Deutschland und im südlichen Skandinavien sesshaft wurde.
Die Urgermanen grenzten sich von anderen indogermanischen Stämmen durch eine veränderte Aussprache der Konsonanten ab. Mehrere hundert Jahre lang siedelten die Urgermanen, ohne mit anderen Kulturen in Kontakt zu kommen. Erst ab dem Jahr 150 v. Chr. findet man Belege dafür, dass die Urgermanen entlang des Rheins und der Donau Handel mit den Römern trieben. Handelsgüter waren neben Nahrungsmitteln und Alkohol der Römer auch das helle Haar der germanischen Frauen. Das Römische Reich war mit seinem ausgebauten Herrschaftssystem, seinem komplexen Sozialleben und der entwickelten Infrastruktur bereits eine Hochkultur. Für die Römer waren die Germanen Wilde, und in der Regierungszeit von Cäsar kam es zu Kriegen und großen Auseinandersetzungen. Cäsar ist der Namensgeber der Germanen, denn er war es, der als erster das Wort in seiner berühmten Schrift „Der Gallische Krieg“ verwendete.
In Rom herrschte zu dieser Zeit die Angst, die Germanen könnten als Migranten ins römische Territorium einfallen. Auf dem Schlachtfeld war ihnen mit Vorsicht zu begegnen, denn sie kannten die dichten heimatlichen Wälder besser als die Germanen. Trotz allem schritt die Romanisierung des germanischen Gebiets immer weiter voran. Im Jahr 9 n. Chr. erlitten die Römer bei einem erneuten Feldzug eine schwere Niederlage. Feldherr Varus wurde von Arminius, einem Cheruskersohn, der im römischen Heer diente, in eine Falle gelockt. In der Schlacht, die als die Schlacht im Teutoburger Wald in die Geschichte einging, wurde ein großer Teil der römischen Streitkräfte ausgelöscht.
Der Untergang des Römischen Reiches wird fälschlicherweise dem vermehrten Einfallen von germanischen Stämmen zugeschrieben. Doch das Römische Reich zerfiel nach und nach und war schon beinahe ausgelöscht, als es zur großen Völkerwanderung der Germanen kam. Der erneute zivilisatorische Aufstieg dieses geografischen Flecks brach sich 297 n. Chr. Bahn, als die Franken ihre Macht im Westen ausweiteten. Da sie sich nicht an der Wanderung beteiligt hatten, besaßen sie aufgrund ihrer Festungen einen strategischen Vorteil gegenüber den einfallenden Reiterhorden. Die Merowinger, ihr Adelsgeschlecht, beherrschten im frühen Mittelalter große Teile des europäischen Kontinents.